hahnentritt im sauseschritt

restless in mauer and in mind

Wednesday, July 23, 2008

Where the F*ck is Saipan?

Freund Keksi und Freund Maxi sind urlaubsreif. Wo liegt das Hawaii für Arme? Wo gelangt man innerhalb von zwei Flugstunden ab Nagoya hin? Hm, schauen wir mal - Saipan, nie gehört. Aha, eine Insel der Nördlichen Marianen, oder kurz der CNMI (Commonwealth of the Northern Mariana Islands). Sagt uns jetzt auch nichts - aber: no risk, no fun.

Mit den renommierten Northwest Airlines, deren Chefstewardess sich während des Startens auf dem Klappsitz vor der ersten Reihe fußfrei genüsslich die Nägel feilt und danach mit dem Charme eines Henkers die Erfrischungen austeilt, geht es ab nach Saipan. Der Flughafen ist etwa so groß wie der Bahnhof von Bruck/Mur und die "Wechselstube" ist eine alte Hausbar im Freien, auf der handschriftlich der einzig verfügbare Wechselkurs (1000 JPNYen = 10 USD) festgehalten ist.

Das Grand Hotel Saipan, in dem wir untergekommen sind, hat schon bessere Tage gesehen, vermute ich mal, aber der Strand und die Vegetation machen alles wett. Die Besonderheit Saipans - das sollen wir über die nächsten Tage hin immer mehr verstehen - macht der "unkomplizierte" Umgang mit seiner Geschichte aus: wo sonst kann man ein Bad neben einem nicht geborgenen Panzer (das Wahrzeichen Saipans) aus dem Zweiten Weltkrieg nehmen?
Wo sonst kann man so gut beobachten, wie das Meeresufer bei Ebbe allerlei Dinge bloslegt, die eigentlich in ein heeresgeschichtliches Museum gehörten (bei uns zumindest)?
Wo sonst kann man sein liebstes Urlaubsfoto, auf einem Panzer, im Hintergrund die üppige tropische Vegetation, geschossen bekommen?
Wie kann man einen romantischen nächtlichen Strandspaziergang, an dem man unzählige mit Palmen bewachsene Bunker passiert, und aufpassen muss, nicht über Betonplatten am Ufer zu stolpern, denn noch toppen (ok, da fiele mir noch einiges ein, aber muss ja nicht gerade an dieser Stelle sein)?

Ich bin sofort in Saipan verliebt - es ist klein, es ist grindig, alles ist mit altem Kriegsgerät vollgeräumt und es gibt nur einen (amerikanischen) Supermarkt in Ostblockoptik. Aber: es gibt japanisches Bier!

Wir verbringen die Tage, indem wir mit Motorrollern die Insel abklappern - Keksi nimmt hinter Maxi Platz und ich habe B. hinten drauf. Wir rollern durch die Gegend und sehen den Last Commando Post, die Grotto, die vielen alten Panzer am Wegesrand, das Banzai Memorial, Bird Island und das Suicide Cliff. Zum Suicide Cliff am nördlichen Rand der Insel geht es steil hinauf und noch steiler auf der anderen Seite wieder runter - schließlich haben sich die Japaner beim Bekanntwerden der Kapitulation hier hinuntergestürzt. Einige haben davor anscheinend noch kleine Botschaften in die dort oben in Vielzahl stehenden Ohrwaschelkakteen geritzt, oder waren das die Angehörigen, die im Nachhinein die Namen ihrer Lieben verewigt haben?

Die Geschichte Saipans beginnt mich immer mehr zu interessieren, und zurück zuhause bzw. in Nagoya, beschließe ich zu recherchieren. Ich erfahre, dass die Amerikaner im Zweiten Weltkrieg von Saipan bzw. der Nachbarinsel Tinian aus Japan (atom)bombardiert haben. Auch, dass Saipan vor ewigen Zeiten einmal deutsches Hohheitsgebiet war (das erklärt vielleicht auch Auswüchse wie den Namen "Heinz Hoffmeister" - der während unseres Aufenthalts auf Saipan gerade eine Wahlkampagne laufen hatte und überall von den Plakatwänden strotzte).

Ich versuche so viel wie möglich über Saipan zu erfahren, und suche nach Bildern und Neuigkeiten im Internet. Dieses kleine Stückcken Land hat mich ziemlich beeindruckt.
Schlussendlich hat mein Ausflug nach Saipan mich darin bestärkt, meine Diplomarbeit dem Thema Pazifikkrieg zu widmen.

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